Leistungsdiagnostik Zuhause

Der jährliche Geburtstag und die damit verbundene Frage, was man sich wünschen soll, gestaltet sich mit zunehmenden Alter immer schwieriger. Material ist man bestens ausgestattet und benötigt man etwas fürs Hobby, wird es sofort gekauft. Vor einiger Zeit hatte ich beruflich mit einem spannenden Unternehmen zu tun, welches auch mein privates Interesse weckte. Trainalyzed aus Potsdam hat sich auf die Fahnen geschrieben, die bisherige Methodik der Leistungsdiagnostik mittels Laktatmessung etc. überflüssig zu machen. Expertise ist auf jeden Fall vorhanden, denn im Team sind unter anderem ehemalige Bundestrainer für den Bahnradsport.

Mittels Nahen Infrarot (NIRS) wird die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen. Das Unternehmen hat Modelle entwickelt, mit denen sich daraus Ableitungen zum Laktatspiegel treffen lassen können. So kann eine Leistungsdiagnostik zu Hause ohne aufwändige Laktatmessung durchgeführt werden. Man bekommt für einen Zeitraum einen MOXY-Sensor zur Messung der Sauerstoffsättigung und ein Wahoo Radcomputer mit entsprechenden Testprotokollen zugeschickt. Die Jungs von SCYENCE (ehemals ProbikeAcademy) auf Youtube haben hierzu eine sehr interessante Videoreihe gemacht.

Ich wünschte mir die Leistungsdiagnostik für zu Hause also zum Geburtstag und bekam diese auch geschenkt. Doch erst einmal war die Freude darüber getrübt, denn wir waren im Urlaub, der Zeitraum für die Nutzung betrug nur 10 Tage (komplett in der Urlaubszeit) und vor dem Urlaub erwischte uns noch Corona, was der Leistungsfähigkeit sicher nicht zutrug. Darüber hinaus benötigt man für den Stufentest einen Rollentrainer, welchen ich im Urlaub natürlich nicht dabei hatte. Das Problem schilderte ich bei Trainalyzed und so wurde der Zeitraum freundlicherweise verlängert, sodass ich den Stufentest durchführen konnte. Geplant war eigentlich eine intensive Nutzung des Sensors innerhalb der 10 Tage, um möglichst viele Daten zu sammeln. Aber ich bin froh, das Gerät überhaupt nutzen zu können. Und sicherlich ist ein Test zur Mitte der Saison nicht wirklich sinnvoll, aber da ich das Geschenk nun hatte, wollte ich es auch nutzen.

Im Paket kommt ein MOXY-Sensor, ein Wahoo Bolt (mit Zubehör) und eine Anleitung (war bei mir nicht dabei, gibt es aber hier online).

Die größte Herausforderung stellt meiner Meinung nach die richtige Platzierung des MOXY-Sensors dar. Dieser soll mittig auf dem Musculus quadriceps femoris angebracht werden. Hier gibt es natürlich Interpretationsspielraum, was mittig ist. Ich denke aber, dass ich die Stelle ganz gut getroffen habe. Befestigt wird der Sensor mit Kinesiotape, welches im Lieferumfang dabei ist. Es wurde wohl auch schon ein Sleeve entwickelt, sodass diese vielleicht für die nächsten Anwender die Handhabung erleichtert.

Auf dem Wahoo sind verschiedene Stufentests mit unterschiedlichen Startwerten und Stufen installiert. Ich entschied mich für die Variante 60/30/3, welche bei 60 Watt startet und alle drei Minuten um 30 Watt gesteigert wird.

Stufentest auf dem Wahoo mit Start bei 60 Watt und Steigerung der Leistung im 3-Minutentakt um 30 Watt

Zunächst einmal probierte ich den Sensor aber auf einer normalen Runde aus, bei der ich kleine Spitzen einbaute. Hier zeigte sich bereits, dass die Sauerstoffsättigung im Blut abnahm, wenn man bspw. einen Sprint fuhr. Am nächsten Tag folgte dann der Stufentest, welcher wie nicht anders zu erwarten sehr hart war. Der Vorteil an einer klassischen Leistungsdiagnostik mit Laktatmessung ist sicherlich, dass jemand neben mir steht und mich anfeuert, um die letzten Prozente herauszuholen. Bei 360 Watt war auf jeden Fall Schluss. Nun schließt man den Wahoo an den PC an und schickt die FIT-Datei an trainalyzed. Um sich die Daten auch selber anzuschauen (ob man damit etwas anfangen kann oder nicht) benötigt man Golden Cheetah, denn bei Strava oder Garmin werden die Daten zur Sauerstoffsättigung nicht angezeigt.

Das Setup für den Test ist bereit

Die Auswertung der Daten erfolgte zügig und man erhält eine PDF-Datei mit vielen Zahlen und Grafiken. Wenn man sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt hat, wirkt das alles erst einmal verwirrend. Mir haben die Youtube-Videos geholfen, die Zahlen halbwegs zu deuten. Die wichtigsten Kennzahlen sind die maximale Sauerstoffversorgung und das maximale Sauerstoffgleichgewicht. Zudem erhält man eine Darstellung der Trainingsbereiche.

Übersicht der ermittelten Trainingsbereiche

Bei der maximalen Sauerstoffversorgung sollte nach Aussagen von Trainalyzed das Grundlagentraining stattfinden. Hier wird der Muskel optimal mit Sauerstoff versorgt. Die Sauerstoffsättigung nimmt bei zunehmender Belastung ab. Das maximale Sauerstoffgleichgewicht stellt die Schwelle dar, an der Laktatabbau und Laktatbildung im Gleichgewicht sind.

Leistung und Sauerstoffsättigung

Insgesamt also eine coole Sache, die man zum Beginn der Saison definitiv in Anspruch nehmen kann. Ich fand das Konzept interessant und deswegen wollte ich es mal ausprobieren. Die Auswertung geht schnell, doch ohne Wissen über die Materie kann man meiner Meinung nach wenig mit den Zahlen anfangen. Trainingsempfehlungen sind dabei, aber gehen meiner Meinung nach wenig in die Tiefe. Hier fehlt klar der persönliche Austausch zwischen Anwender und Anbieter. Mir würde eine detaillierte Erläuterung von Trainalyzed gefallen, damit das Zahlenwerk besser zu verstehen ist. In der Auswertungsmail wurde mir auch angeboten weitere Fragen zur Auswertung zu stellen. Dies habe ich getan, doch leider bleiben diese unbearbeitet. Insgesamt fand ich das Prozedere jedoch cool und könnte mir vorstellen, die Leistungsdiagnostik zu wiederholen.

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